Oktoberfest: was Sie schon immer wissen wollten

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Ja, es ist wieder da. Das große Maßkrugschwenken, das tatsächlich meist im September stattfindet. Vielleicht wurde es nach dem Kater benannt, den man noch den ganzen Oktober und oft auch November zu spüren glaubt.

Das Oktoberfest ist nicht das einzige Bierfest in Deutschland (tatsächlich gibt es den ganzen Sommer lang Bierfeste in jeder größeren bayerischen Stadt), aber es ist bei weitem das größte und das bekannteste. Dieser Tage kennt nicht nur beinahe die ganze Welt das Oktoberfest, sondern möchte auch mitmachen. Bei der letzten Zählung gab es weltweit über 2000 Oktoberfeste. Die Kultur der “Wiesn” (bedeutet Feld, wird aber meist im Bezug auf das Münchener Oktoberfest verwendet) verwandelte sich von etwas Urbayerischem und Provinziellen in eine internationale Veranstaltung und weltweiter Feier der deutschen Eigenheiten.

Wer besucht das Oktoberfest?

Noch immer floriert das ursprüngliche Fest auf der nach Prinzessin Therese benannten Theresienwiese, wo alles begann. Mehr und mehr Besucher werden jedes Jahr verzeichnet. Die steigenden Bierpreise und die Flut betrunkener ausländischer Touristen werden sehr kritisch betrachtet. Trotzdem sind es immer noch die Einheimischen, die den größten Teil der Besucher ausmachen: über 70% aus Bayern und weit über 50% aus München und Umgebung.

Von den ausländischen “Zuagroasten” kommen immer noch die meisten aus der Anglosphäre, meist aus den USA. Deutschland und München hat immer noch starke Verbindungen – alte und neue – mit den Staaten. Eine große Zahl Amerikaner hat deutsche Wurzeln und viele amerikanische Soldaten waren bis in die jüngste Zeit während des Kalten Kriegs in Süddeutschland stationiert.

Viele ehemalige Soldaten sind immer noch in der bayerischen Hauptstadt, unfähig, sich der sonst nirgendwo auf der Welt beheimateten “Gemütlichkeit” Münchens, seinen üppig gestalteten Parks und süßen Bieren zu entziehen. Oft wird “gemütlich” mit “heimelig und angenehm” übersetzt und in Verbindung mit München verwendet, man besingt sogar die “Gemütlichkeit” in einem eigenen Lied beim Oktoberfest.

In großer Zahl vertreten sind auch Bayerns unmittelbare Nachbarn, die Schweizer und Italiener, welche die Alpenüberquerung als einen gesunden Spaß neu definieren. Viele von ihnen sind auch kulturell gesehen “germanisch”. Deutschsprachige machen den Großteil der Schweizer Bevölkerung aus und auch in Tirol (Norditalien) gibt es viele Menschen und Gemeinden, die deutsch sprechen. Das zweite Wochenende des Oktoberfests ist allgemein bekannt als “italienisches Wochenende”, weil traditionell die meisten italienischen Touristen vor Ort sind.

Oktoberfest: Worum geht es eigentlich überhaupt?

Das allererste Oktoberfest wurde 1810 anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Prinzessin Therese und Prinz Ludwig begangen. Die ganze Stadt war geladen, zu kommen und zu feiern – und schon damals war die Größe der Feierlichkeiten beispiellos. Ein großes Feld vor den Toren der Stadt war voller Zelte, Vergnügungen und Getränken. Das Ganze stellte sich als so erfolgreich und beliebt heraus, dass man beschloss, es das nächste Jahr wieder zu veranstalten, und auch das Jahr danach und immer wieder. Und so geschah es fast jedes Jahr seit jenem Tag.

Oktoberfest-Babys: Warum sind so viele Münchener im Juni geboren?

Ein Phänomen in München wird oft anlässlich des Oktoberfests erwähnt: es gibt eine Menge Neugeborener im Monat Juni. Ja, Sie haben richtig gezählt: exakt 9 Monate nach dem Fest. Offenbar ist es die Kombination des tage- und nächtelangen Feierns, literweisen Ausschenkens von besonders starkem Bier und figurbetonter mittelalterlicher Kleidung, welche demografische Muster der bayerischen Hauptstadt zu beeinflussen scheint. Im übrigen Deutschland ist immer der September der Monat mit den meisten Neugeborenen. Eine Tatsache, die Statistiker mit der erhöhten Anzahl zwischenmenschlicher Verbindungen um die Weihnachtsfeiertage zurückführen.

Welche Sprache sprechen die Menschen beim Oktoberfest?

Das Oktoberfest ist heute so international, dass die Antwort “fast alles” lautet. Man kann an nur einem Biertisch genauso gut auf Französisch und Spanisch stoßen, wie auch auf jede Menge Russisch Sprechende oder Sprecher anderer slawischer Sprachen. Während die Zahl der chinesischen, japanischen und koreanischen Besucher ansteigt, kann man auch asiatische Sprachen am Oktoberfest immer mehr hören. Sie sollten auch die wahre Oktoberfest-Sprache Bayerisch hören, wenn Sie gut hinhören. Dieser Dialekt des Deutschen ist der bei weitem überwiegende Dialekt des ursprünglichen Oktoberfests, aber sogar 200 Jahre später ist es ein bemerkenswert gängiger Klang. Es sagt eine Menge über die Stärke und den Stolz der bayerischen Kultur aus, dass viele junge Leute immer noch diese örtliche Landessprache sprechen. Deutschland ist generell ein sehr regionales Land. Der regionale Wettbewerb ist stark und viele der Dialekte des Landes sind bei erstaunlich guter Gesundheit, wenn man bedenkt, wie schwer sie es im übrigen Europa haben (etwa in England, welches trotz seines Reichtums an Dialekten fast keine dieser mehr täglich nutzt. Die meisten Dialekte sind im 20. Jahrhundert ausgestorben).

Oktoberfest: Ist es gefährlich?

Nun gut. Es gibt sicherere Dinge, die Sie mit Ihrer Freizeit tun können, als 11 Stunden in einem voll besetzten Zelt damit zu verbringen, betrunken zu werden – umgeben von kräftig gebauten, gestandenen Mannsbildern und Frauenzimmern, alle im gleichen, wenn nicht fortgeschritteneren Zustand des alkoholischen Rausches…. Wenn Sie finster blickende Gestalten mit einem Lebendgewicht von weit über 100 Kilogramm auf sich zukommen sehen, mag man Ihnen verzeihen, wenn Sie schreiend davon laufen. Angesichts des nicht zu leugnenden vorhandenen Katastrophenpotenzials, scheint die ganze Veranstaltung jedoch erstaunlich gesittet abzulaufen. Meistens sind diese kräftig gebauten bayerischen Typen sanfte Riesen, die gar nicht mal so kampfeslustig sind wie viele andere. Meist neigen sie nur dazu, Sie auf ihrem taumelnden Weg zur U-Bahn ein wenig zu streifen.

Es gab beim Oktoberfest 2018 über dreitausend verzeichnete Verletzungen und beinahe 1000 kriminelle Vorfälle. Bei über 6 Millionen Besuchern würde ich das als ziemlich gut bezeichnen.

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Über den Autoren Simon Goodall

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